Das Stigma der Psychotherapie
Ich bin doch nicht verrückt: Ich brauche doch keine Psychotherapie!
Warum werden körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen oder auch Rückenschmerzen offen und bedenkenlos kommuniziert, wobei kaum jemand offen zugibt, eine Psychotherapie zu machen. Warum ist das eigentlich so?
Es gibt verschiedene Gründe, warum Menschen zögern, zuzugeben, dass sie eine Psychotherapie machen, und warum es für viele mit einem gewissen Stigma verbunden ist.
Hier sind einige mögliche Gründe:
Fehlinformation und Unwissenheit:
Es gibt oft Missverständnisse über Psychotherapie. Ein Mangel an Aufklärung kann dazu führen, dass Menschen falsche Annahmen über Therapie und die Gründe für ihren Besuch haben. Psychotherapie kann in einer Vielzahl von Situationen, wie bei emotionalen Problemen, Stress, Trennungen, Beziehungsproblemen, lebensveränderten Situationen und vielen anderen Lebensbereichen, unterstützen.
Gesellschaftliche Stigmatisierung:
Es besteht nach wie vor ein Stigma und Vorurteil gegenüber psychischen Problemen. Betroffene befürchten, dass sie von anderen negativ beurteilt, als nicht leistungs- oder widerstandsfähig bewertet oder stigmatisiert zu werden, wenn sie zugeben, dass sie eine Psychotherapie in Anspruch nehmen. Viele sehen es als eine Art “Schwäche” oder “Versagen” an, wenn sie sich Unterstützung suchen.
Selbststigmatisierung:
Manche Menschen werden beeinflusst bzw. sind geprägt von gesellschaftlichen Vorurteilen gegenüber psychischen Gesundheitsproblemen und fühlen sich selbst deshalb stigmatisiert und schlecht. Sie denken vielleicht, dass sie "schwach" oder "unfähig" sind oder auch gar “versagt” haben, wenn sie Unterstützung suchen.
Privatsphäre und Scham:
Psychotherapie kann sehr persönliche Themen ansprechen, und manche Menschen empfinden Scham auf ihre eigenen mentalen Gesundheitsprobleme.
Das Teilen dieser Informationen kann als unangenehm oder peinlich empfunden werden.
Angst vor Beurteilung:
Die Angst vor der Meinung anderer Menschen kann dazu führen, dass Betroffene zögern, ihre psychische Gesundheit offen zu besprechen. Es besteht die Sorge, dass andere sie dann anders wahrnehmen könnten. Manchmal denken auch viele Betroffene, dass das alles doch nicht so schlimm ist und sie ihre Thematik alleine bewältigen können und verdrängen oft ihre Problematik.
Die Inanspruchnahme von Psychotherapie ist ein Zeichen von Stärke, Mut und Selbstfürsorge. Man muss nicht immer gleich eine "schwere Depression" haben, um erst Unterstützung zu suchen. Psychotherapie ist ein "normaler" und gesunder Weg, um mit verschiedenen Lebensherausforderungen umzugehen, und ist ein Schritt in Richtung persönlicher Weiterentwicklung, Wachstum und psychischer Gesundheit.
Im Laufe der Zeit hat sich die öffentliche Wahrnehmung von psychischer Gesundheit verbessert, und das Thema wird zum Glück immer offener und "normaler" thematisiert.