Der Mut, die Dinge anders zu machen – Warum Gewohnheiten uns prägen und wie Veränderung gelingt

Kommen dir diese Sätze bekannt vor?

  • Das habe ich doch schon immer so gemacht.

  • So bin ich eben, ich kann mich nicht ändern.

  • Was, wenn es noch schlimmer wird?

  • Wenn ich es anders mache, verliere ich vielleicht das, was ich habe.

  • Ich bin zu alt, um noch etwas zu verändern.

Solche Überzeugungen begleiten uns häufig – manchmal sogar ein Leben lang. Doch sie können uns davon abhalten, Neues auszuprobieren und uns weiterzuentwickeln. Warum halten wir so oft an alten Gewohnheiten fest, und wie können wir es schaffen, neue Wege einzuschlagen?

Warum unser Gehirn Veränderungen nicht mag

Die menschliche Psyche ist darauf ausgelegt, Sicherheit und Stabilität zu suchen. Diese Tendenz geht auf unsere Vorfahren zurück: In einer unsicheren Umgebung war es oft lebensnotwendig, bekannte und bewährte Verhaltensweisen zu wiederholen.

Unser Gehirn belohnt diese Wiederholungen mit Dopamin, einem Neurotransmitter, der vom Belohnungssystem im Gehirn ausgeschüttet wird und ein Gefühl der Zufriedenheit auslöst. Dieses „Belohnungssystem“ fördert nicht nur Altbekanntes, sondern blockiert auch häufig Neues, das als unsicher und potenziell gefährlich wahrgenommen wird.

Wissenschaftlicher Hintergrund:

  • Das limbische System, unser emotionales Zentrum, steuert instinktiv unser Verhalten. Es priorisiert vertraute Abläufe, um Energie zu sparen.

  • Der präfrontale Cortex, verantwortlich für rationales Denken und Entscheidungsfindung, ist bei Veränderungen zwar aktiv, wird jedoch vom limbischen System überstimmt, wenn Unsicherheit oder Angst vorherrschen.

Psychologische Muster: Warum wir Veränderungen meiden

Veränderung wird oft mit Verlust oder Scheitern assoziiert. Gedanken wie:

  • „Was, wenn es noch schlimmer wird?“

  • „Wenn ich es anders mache, verliere ich das, was ich habe.“

Diese Überzeugungen basieren auf sogenannten kognitiven Verzerrungen. Besonders verbreitet sind:

  1. Status-quo-Bias: Wir bevorzugen den aktuellen Zustand, selbst wenn er uns nicht glücklich macht.

  2. Verlustaversion: Studien zeigen, dass wir Verluste doppelt so stark wahrnehmen wie Gewinne.

Die Rolle von Dopamin:

Während Dopamin für das Vertraute belohnt, bietet es auch Potenzial für Veränderung. Bereits die bewusste Auseinandersetzung mit Neuem kann das Belohnungssystem umprogrammieren.

Die Macht der bewussten Veränderung

Veränderung beginnt nicht mit radikalen Schritten, sondern mit kleinen, gezielten Anpassungen. Psychologisch fundierte Ansätze zeigen, dass unser Gehirn Plastizität besitzt – die Fähigkeit, sich anzupassen und neue Verbindungen zu schaffen.

3 Strategien für nachhaltige Veränderungen:

  1. Mikroveränderungen einführen: Beginne mit kleinen Schritten. Statt große Lebensbereiche umzustellen, probiere kleine Alternativen aus, z. B. einen neuen Arbeitsweg oder eine neue Morgenroutine.

  2. Visualisiere Erfolge: Das Gehirn unterscheidet nicht zwischen Vorstellung und Realität. Stell dir vor, wie sich die Veränderung positiv auswirkt.

  3. Wiederholung und Geduld: Es dauert im Schnitt 66 Tage, bis eine neue Gewohnheit zur Routine wird. Gib deinem Gehirn Zeit, sich anzupassen.

Praktische Übungen für mutige Veränderung

  1. Frage deine Überzeugungen: Sind deine Gedanken wie „Ich kann mich nicht ändern“ wirklich wahr? Schreibe Alternativen auf.

  2. Finde Inspiration: Umgib dich mit Menschen, die Veränderungen erfolgreich gemeistert haben. Ihr Verhalten kann motivierend wirken.

  3. Probiere etwas Neues: Entscheide dich bewusst gegen deine gewohnten Optionen. Wenn du zwischen A und B wählen kannst, nimm C.

Fazit: Wachstum braucht Mut – und Wiederholung

Dein Gehirn liebt Gewohnheiten, doch es hat auch die Fähigkeit, sich zu verändern. Mit kleinen Schritten und einer bewussten Auseinandersetzung kannst du Neues willkommen heißen und deine Komfortzone erweitern. Veränderung ist kein Zeichen von Schwäche, sondern der erste Schritt zu einem erfüllteren Leben.

„Der größte Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen.“ – Dietrich Bonhoeffer

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