Was ist eigentlich eine Zwangsstörung?
Zwangsstörungen sind gekennzeichnet durch das Auftreten von zwanghaften Gedanken und/oder zwanghaften Verhaltensweisen, die wiederkehrend und störend sind und erhebliches Leiden oder Beeinträchtigungen im täglichen Leben verursachen können.
Die Betroffenen versuchen, sich gegen die Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen zu wehren, was aber meist nicht gelingt.
Viele Betroffene entwickeln gedankliche Rituale wie Zählen, leises Wiederholen einzelner Worte, um die Angst auslösenden Impulse oder Ideen zu neutralisieren.
Viele Betroffene leiden zusätzlich unter einer weiteren psychischen Erkrankung, wie z.B. Depressionen, Angststörungen, Essstörungen, Suchterkrankungen, Psychosen, Tic-Störungen oder ADHS.
Zwangsgedanken
Betroffene erleben wiederkehrende, unerwünschte Gedanken, die als störend oder beängstigend empfunden werden.
Diese Gedanken beinhalten meistens Themen aggressiven Inhalts, wie z.B. das eigene Kind fallenzulassen, ohne dass solch eine Handlung jedoch erfolgt.
Beispiel: “Am liebsten würde ich mein Baby einfach fallenlasen” oder “"wie gerne würde ich dich schlagen”.
Ebenso existieren auch Befürchtungen, wie vor Ansteckung, Verschmutzung, Verunreinigung oder an einer schweren Krankheit zu leiden, wie z.B. Krebs oder AIDS und andere über direkte Berührung oder gemeinsam benutzte Gegenstände anzustecken. Ebenso können Themen wie Ordnung, Symmetrie, religiöse oder sexuelle Impulse/Gedanken eine Rolle spielen.
Beispiel: Ich kann niemanden in die Wohnung lassen, sicherlich stecke ich mich dann mit einer schlimmen Krankheit an.
Zwangshandlungen
Zwangshandlungen beziehen sich oft auf das Kontrollieren, Waschen oder Reinigen. Häufig werden Hände wiederholt gewaschen, das auf stereotype Weise abläuft und etliche Male am Tage wiederholt wird. Vor Verlassen der Wohnung wird immer wieder kontrolliert, ob alle Elektrogeräte ausgeschaltet sind oder die Fenster geschlossen sind, was mehrere Stunden am Tag in Anspruch nehmen kann.
Beispiel: Habe ich den Herd ausgeschaltet? Ich schau lieber noch einmal und dann noch einmal nach.
Die Reinigung der Wohnung oder der Wäsche wird in einer bestimmten Reihenfolge durchgeführt und bei einer erneuten “Verschmutzung” wird wieder von vorne begonnen. Oft entwickeln die Betroffenen daher Probleme mit ihrer Haut, durch die ständige Berührung mit Wasser, Reinigungs- Wasch- und Desinfektionsmitteln.
Beispiel: Ich muss die Wohnung putzen, obwohl sie eigentlich sauber ist. Es steht nicht alles an “seinem Platz”, ich muss wieder von vorne anfangen zu putzen.
Soziales Umfeld
Viele Betroffene bekommen im Laufe ihrer Zeit Schwierigkeiten in ihrer Beziehung, am Arbeitsplatz, in der Schule oder in ihrer Freizeitgestaltung, da die anderen oftmals genervt sind oder mit Unverständnis reagieren. Die Betroffenen ziehen sich oftmals zurück oder können ihren häuslichen oder beruflichen Verpflichtungen nicht mehr gerecht werden. In den meisten Fällen schämen sie sich für ihr Verhalten, finden es sinnlos und versuchen, ihre Erkrankung lange zu verheimlichen.