GUSTL - 5 Fragen über das Gehen
Foto: Corinna Eichberger-Renneisen – Text Petra Neumaier
Der Tag beginnt für Chy-Eun Sohn um 5 Uhr. Denn dann geht die Maisacherin spazieren. „Das ist der Schlüssel zum In-sich-Ruhen“, sagt die 45-jährige ehemalige Teamleiterin im Office-Management, Mutter und Heilpraktikerin (Psychotherapie) – und schwärmt von der Wohltat des Gehens für Körper und Seele.
Wird heute zu wenig gegangen?
Auf alle Fälle. Das Leben ist zu bequem. Allenfalls geht man noch zum Auto, zum Schreibtisch, zum Essen und am Abend zum Sofa und dann ins Bett. Vor allem Kinder gehen viel zu wenig. Und dann wundern sich alle über Krankheiten – und vor allem über psychische Probleme.
Was bewirkt das Gehen?
Man ist ausgeglichener, die Natur beruhigt den Geist. Besonders morgens tut das Gehen gut. Dann startet der Tag mit Ruhe. Achtsames Gehen entschleunigt zudem wunderbar, man spürt die eigenen Kräfte und Ressourcen. Übrigens wird beim Gehen die Denkleistung und Kreativität verbessert, ebenso das Kurzzeitgedächtnis und die Fähigkeit, Probleme zu lösen.
Hilft das Gehen auch gegen Krankheiten?
Der Blutdruck und das Stresshormon Kortisol sinken und das macht weniger anfällig für Erkältungen und Erkrankungen jeder Art. Der Körper bekommt mehr Sauerstoff, die Abwehrkräfte werden mobilisiert. Besonders gut für das Immunsystem sind Waldspaziergänge.
Warum sind Gespräche im Gehen anders?
Die Gedanken kommen besser in den Fluss. Und man geht nebeneinander. Das heißt, man sieht die Reaktion des anderen auf das Gesagte nicht und interpretiert vielleicht in den Gesichtsausdruck nicht etwas Falsches hinein. Dadurch ist man freier.
Gehen Sie deshalb mit Ihren Klienten raus?
Selbstverständlich. Außerdem möchte ich ihnen zeigen, wie leicht es sich im Gehen spricht, wie wohltuend sich das Gehen auf den Geist und Körper auswirkt – und wie schön die Natur hier im Landkreis ist.
Chy-Eun Sohn wurde als Tochter südkoreanischer Eltern in Bochum geboren und wuchs dort und anschließend in München auf. Seit 20 Jahren wohnt sie mit ihrem Mann in Gernlinden. Mit der Ausbildung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie machte sie ihre Berufung zum Beruf. Außerdem absolvierte sie eine Kriseninterventions-Zusatzausbildung sowie zur wingwave-Coachin. Seit Anfang des Jahres bietet sie sogenannte „Ge(h)spräche in der Natur“ an. Mit Achtsamkeitsübungen und Zeit zum Reden, auch gerne mit mehreren Personen und Hund. www.chy-sohn.de
Hier geht es zum Artikel: https://www.gustl-magazin.de/magazin/2024/2/28/5-fragen-ber-das-gehen